![]() |
||||||||||||||||||||||||||
Friedrich List (1789 - 1846) | ||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||
Als Voraussetzungen für die Freisetzung der produktiven Kräfte forderte List eine freiheitliche Staatsverfassung mit effektiven öffentlichen Institutionen, den Ausbau der Infrastruktur (Transport-, Post- und Geldwesen) und die Entwicklung des „geistigen Kapitals" (Wissenschaft, Kunst, Moralität, Religiosität). Lists „Theorie der produktiven Kräfte" ist somit wesentlich umfassender als die „ökonomische" Theorie der Klassiker, denn sie erklärt die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur durch naturgesetzlich wirkende Marktgesetze. List hat also schon früh erkannt, dass das Marktgeschehen selbst Ergebnis einer historischen Entwicklung ist - eingebettet und abhängig von gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen. Dass sich List - wie sein Lebenslauf beweist - mit seinen Thesen bei den Mächtigen seiner Zeit nicht gerade beliebt machte, ist einsichtig. Immerhin forderte er ein geeintes Deutschland mit einem Staats- und Wirtschaftssystem, das der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer im Grundgesetz verankerten sozialen Marktwirtschaft recht nahe kommt. Obwohl Lists - im besten Sinne modernes - Werk in viele Sprachen übersetzt wurde, spielen seine Erkenntnisse in der heutigen wirtschaftspolitischen Diskussion kaum eine Rolle. In dieser Geringschätzung wiederholt sich die Tragik, die weite Strecken seines Lebens kennzeichnete. „Wäre List nicht als Deutscher - noch dazu im extrem reaktionären Württemberg - auf die Welt gekommen, sondern in England oder Frankreich [...], oder wäre er der US-Bürger geblieben, der er werden musste, nachdem ihn die württembergischen Behörden [...] zur Emigration und Abgabe seines Passes zwangen - er stünde ganz vorn im Pantheon der großen und unsterblichen Welt-Ökonomen. (F. Hankel, Weltökonom, Kosmopolit und Patriot, Friedrich Lists ungebrochene Aktualität. In: Ev. Kommentare, 8/1989, S. 35 ff.) |